Viele Schicksale sind so traurig, dass man sie gar nicht in allen Einzelheiten gehört haben möchte. Es sind die Augen der Hunde, die uns nicht mehr loslassen, sich nachts in unsere Träume schleichen… Hunde, wie der kleine Rudi, ein schneeweißer hübscher kleiner Rüde – eigentlich ein Hund, der hier in Deutschland gehätschelt auf einem Sofa sitzen würde – der seit er ein Welpe war, an einer Kette hing, die leider nicht mitgewachsen ist und sich tief in sein Fleisch grub, so dass man die Narben heute noch sehen kann. Oder Tonjo, der Jagdhund, der bis zum Skelett abgemagert, mit Wunden übersäht, mit letzter Kraft auf der verzweifelten Suche nach Futter und Wasser – irgendwo im Nirgendwo – zufällig von Tierschützern entdeckt wurde. Wie viel Hunger, wie viele Schläge musste er bis dahin schon ertragen? Und Emma, die in einem ausgetrockneten Flussbett ausgesetzt wurde, um einem qualvollen Tod zu sterben. Samantha, die in ihrer eigenen Welt lebt und es bis heute niemandem erlaubt, sie zu berühren. Was mag sie erlebt haben, dass ihr Vertrauen in die Menschen auch nach Jahren noch nicht wieder zurückgekehrt ist? Saba, die kleine alte sanfte Seele, die ihr Leben lang auf einer Holzpalette angebunden war, so dass sie kaum mehr laufen kann, weil ihr Rücken und Ihre Gelenke kaputt sind. Wer weiß, wie oft sie in der prallen Sonne vergeblich gewartet hat, dass jemand ihre karge Blechschüssel mit Wasser füllt. Josu, der Hund, der mit Steinen beworfen wurde und dadurch ein Auge verlor, dann im Tierheim saß… Tage, Monate, Jahre? In einem „Tierheim“, das nicht annähernd mit einem deutschen vergleichbar ist, eher eine „Auffangstation“, mit hunderten von Hunden, die oft nicht mal eine Hütte haben, um sich vor Sonne, Regen, Kälte und der Nässe von unten zu schützen, wo ein paar einheimische Frauen versuchen, die Hunde irgendwie – und sei es mit trockenem Brot – zu versorgen. Und Malta, die völlig unterernährt und hochschwanger in der Tötung abgegeben wurde. Die wunderschöne Hündin, die aussieht, wie ein kleiner Dalmatiner, lag völlig zusammengekauert in einer grünen Plastikwanne und hatte sich komplett aufgegeben, als ich sie zum ersten Mal sah… Es sind nur ein paar Geschichten, die von gebrochenen Seelen, von Angst, Enttäuschung und von Leben ohne Liebe und Zuwendung erzählen. Es gibt noch viel Grausamere und so viel unendliches Leid überall auf dieser Welt. Auch in Ländern, in denen wir Urlaub machen und die schönste Zeit des Jahres verbringen… ist es für viele Tiere ein Kampf ums Überleben…

Tötungen

Eine Tierschützerin hat einen dieser Orte besucht und beschreibt hier die Realität in einer „spanischen Tötungsstation“…

„Wenn Sie möchten, stellen Sie sich ein großes Warenhaus vor. Ein Warenhaus, in dem man z.B. Autozubehör verkauft oder Gemüse lagert. Es ist ein riesiger, hoher Raum, kaum beleuchtet und ist vom Boden bis zum Dach aus Beton gemacht. Keinesfalls ein Ort, in dem man Tiere unterbringt – und schon gar nicht Tiere, die extrem gestresst sind, ausgesetzt worden waren, verzweifelt nach Fürsorge suchen und sich nichts sehnlicher wünschen als ein liebevolles Zuhause. Genau so ist der Ort, an dem ausgesetzte Hunde, die von den offiziellen Tierheimen eingefangen wurden, ihr Leben beenden. In diese öde, lieblose Hölle werden sie gebracht und es gelingt nur sehr sehr wenig Glücklichen, dieser Hölle zu entfliehen. Diesen Ort des unglaublichen Elends musste ich mit eigenen Augen sehen, bevor ich es glauben konnte. Ich habe früher Hunde gerettet, war in Tierheimen mit deren netten Empfangsräumen, sah saubere Zwinger und hilfsbereites Personal. Diese Tierheime sind voller gesunder Tiere, die dich anflehen, dass Du sie mit nach Hause nimmst. Die Perrera ist NICHT ein solcher Ort… Außerhalb des Gebäudes stehen aneinander gereiht Drahtkäfige – voller Hunde. Obwohl Du an der frischen Luft bist, erschlägt Dich der Gestank. Rechts sind die Zwinger mit den kleineren Hunden, links die mit den großen Hunden. Es ist egal, welcher Rasse oder Größe er / sie angehört oder welches Geschlecht der Hund hat – alle werden wahllos einfach in irgendeinen Drahtkäfig reingeschmissen… 10 Minuten stand ich an einem dieser Käfige und beobachtete, wie ein Hund einen Welpen vergewaltigte : 3 mal. Niemand sagte etwas und man war gut beraten, die Wärter darauf nicht anzusprechen – ansonsten gibt es keine Chance, dass sie Dir einen Hund übergeben würden…

Geht dorthin. Besucht diesen Ort, wenn ihr die Erlaubnis bekommt, und ihr werdet den Betonfußboden sehen, der mit einem harten Wasserstrahl gesäubert wird, während die Hunde dort im Käfig sitzen. Du riechst die Fäkalien, den Urin, der die armen Hunde bedeckt, ihr Fell verfilzen lässt und auch in ihre Nasen steigt. Ihr seht die Verzweiflung in ihren Gesichtern, weil sie genau wissen, so schlimm das außerhalb der Halle ist – in der Halle wird es noch viel schlimmer! Ihnen läuft die Zeit weg und wenn keiner sie rettet, ist ihr Todesurteil klar. Überschreitet die Schwelle, wenn ihr dürft… Kommt herein, wenn ihr euch traut. Denn in dem inneren Bereich ist viel mehr Elend, als ihr es euch vorstellen könnt… Hier sind Katzen, Hunde, Welpen zusammengepfercht in der Hölle. Infizierte Tiere sind in diesem Bereich zusammen gepfercht mit gechipten Tieren, die auf ihre Besitzer warten, damit sie abgeholt werden. Viele Besitzer wissen nicht, dass ihr kleiner Liebling, den sie suchen, einen furchtbaren Tod sterben muss, weil Menschen, die ihn gefunden haben, Geld verdienen wollen. Menschen, die sich überhaupt gar nicht um das Wohl eines Tieres kümmern. Solange die Straßen „sauber“ sind und frei von herumlaufenden Tieren, bekommen die Hundefänger Geld. Was mit den Hunden geschieht, interessiert keinen. Hinten in diese Halle möchte kein Mensch, der Gefühle hat, gehen. Die großen Metallkisten, die solide Wände haben, so dass man die Hunde nicht sehen kann, sind nur Terror. Diese Kisten sind das Ende. Sie sind die Gefängnisse, die eine Wiederkehr unmöglich machen. Die Hunde wissen das… Du weißt es. Und der Manager der Tötung sagt Dir lächelnd: wir nehmen viele Hunde auf. Ich kann das alles nicht mehr ertragen. Ich muss ein Lächeln als Maske tragen und ignorieren, was in mir geschieht, um wenigstens einige dieser Hunde retten zu dürfen. Ich möchte sie alle mitnehmen aber es gibt nicht genügend Helfer, die sich um diese Hunde bis zur Vermittlung kümmern. Man erlaubte mir den vergewaltigten Welpen mitzunehmen. Ich brachte ihn zum Tierarzt und mir wurde gesagt, dass er 10 Wochen alt ist…“

Hunde mit Vergangenheit

Tierschützer und Vereine kämpfen vor Ort und hier bei uns Tag für Tag, um wenigstens einige dieser Hunde zu retten. Angesichts der traurigen Schicksale und der herzzerreißenden Bilder gibt es viele Menschen, die einem solchen Hund ein Zuhause geben möchten. Es ist erstaunlich, wie viele dieser Hunde trotz ihrer Vergangenheit überhaupt keine Probleme damit haben, sich in ihre neuen Familien und in unseren Alltag zu integrieren. Unzählige glückliche Besitzer eines ehemaligen Auslandshundes berichten davon. Aber es gibt auch Hunde, die ein schweres Päckchen voller Erinnerungen und Ängste mit in ihr neues Leben bringen, das sich nicht so leicht abstreifen lässt, wie ein altes Fell. Mitleid allein reicht hier nicht aus. Es gibt Hunde, die aufgrund ihrer Vergangenheit Angst haben, in der Dämmerung rauszugehen, Hunde, die schon unsicher werden, wenn sie ein Mensch direkt anschaut. Spielende Kinder, ein Mann mit Hut, Geräusche aus der Nachbarwohnung… all das und so vieles mehr, was für uns selbstverständlich ist, kann alte Erinnerungen und Ängste auslösen. Woher soll der Hund wissen, dass er heute Dingen vertrauen kann, vor denen zu flüchten in seinem bisherigen Leben überlebenswichtig war? Immer wieder passiert es, dass Hunde, die erst ein paar Stunden oder Tage in Deutschland sind, in einer unvorhergesehenen Paniksituation entlaufen und nur mit ganz viel Glück, wenn überhaupt, wieder eingefangen werden können, da sie hier keinerlei örtliche Bindungen, noch eine Beziehung und Vertrauen zu irgendeinem Menschen aufgebaut haben.

Auslandstierschutz

Diese Hunde, die so viel Schreckliches erlebt haben, brauchen viel Geduld, Einfühlungsvermögen und Verständnis und sie haben es mehr als verdient, kompetent und mit großem Einfühlungsvermögen vermittelt zu werden. Doch immer wieder hört man auch von Tierschützern oder Vereinen, die auf den gesamten Auslandstierschutz ein schlechtes Licht werfen. Es gibt viele gute Vereine, die sich im Tierschutz im Ausland engagieren, die mit Tierschützern und Pflegestellen vor Ort und hier in Deutschland zusammenarbeiten. Die Hunde, die zu ihnen kommen, werden ärztlich untersucht und behandelt, sie werden kastriert, geimpft und bekommen einen Chip, bevor sie ausreisen dürfen. In einer Pflegestelle hat der Hund erst mal Zeit, anzukommen und man kann einschätzen, wie er sich zu Menschen, mit Kindern, anderen Hunden usw. verhält. Natürlich können auch sie nicht alles vorwegnehmen, aber sie versuchen, das bestmögliche Zuhause und die passenden Menschen für den jeweiligen Hund zu finden, und wenn alle Voraussetzungen gegeben sind, dann steht dem „Abenteuer Auslandshund“ und einer hoffentlich wunderbaren Vermittlungsgeschichte nichts mehr im Wege.

Wenn es um das Thema Auslandshunde geht, gibt es immer wieder heftige Diskussionen

„Ein Auslandshund nimmt einem deutschen Hund nichts weg, im Gegenteil.“ Frank Weber, Tierheimleiter Franziskus Tierheim/Hamburg. Ausschnitt aus der BMT-Zeitschrift, Dez. 2011: „… an Staffordshire, Rottweiler, Dobermann, Schäferhund und Herdenschutzhunden herrscht meistens kein Mangel. An Interessenten, die mit solchen Hunden umgehen können, aber schon. Was nur noch selten im Tierheim abgegeben wird, sind gesunde, sozialverträgliche und freundliche Hunde. Und eben diese Hunde sind es, die der normale Hundehalter gerne in seine Familie holen würde. Wohin kann man denn eine sympathische Familie mit Kindern schicken, wenn man keinen im Tierschutz geeigneten Hund hat? Soll man ihnen sagen, sie sollen sich mal im Internet umschauen oder gleich beim nächsten Hundehändler – da ist es billiger? – Und gleichzeitig sitzen in Tierheimen und Tötungsstationen im uns umgebenden Europa Tausende von armen Seelen unter erbarmungswürdigen und lebensbedrohlichen Bedingungen. Darunter Hunderte unkomplizierte freundliche Hunde, die in ihren Herkunftsländern ein grausamer und schmerzhafter Tod erwartet. – Da wundert man sich immer wieder über die Argumentation, wegen dieser Hunde würden die deutschen Hunde im Tierschutz kein Zuhause finden. Das ist definitiv ein Trugschluss. In der Realität ist das Gegenteil der Fall. Wenn man nette, gut vermittelbare Tiere aus dem seriös praktizierten Auslandstierschutz hat, kommen mehr Interessenten in die Vermittlung. Wie die Erfahrung zeigt, erhöht das definitiv auch die Chancen der „schwierigen Hunde“, unter diesen tierlieben Menschen ein neues Herrchen zu finden.“

Jeder kann etwas tun

Es ist leicht, zu verurteilen, zu diskutieren, was richtig und was falsch ist und was man besser machen könnte. Viele der Menschen, die sich im In- und Ausland im Tierschutz engagieren, geben ihr Leben und ihre ganze Kraft für die Tiere und sie brauchen Unterstützung! Man muss keinen Hund adoptieren, um zu helfen. Pflegestellen, Flugpaten, Menschen, die Vor- und Nachkontrollen machen oder sogar Hilfe vor Ort leisten, werden oft dringend gesucht. Es gibt viele tolle Projekte in Zusammenarbeit mit deutschen und ausländischen Tierschützern, um die Situation der Hunde vor Ort zu verbessern. Es gibt Aktionen, wie die Aktion „Trockener Schlafplatz“, wo versucht wird, wenigstens jedem Hund in einem ganz armen Tierheim einen trockenen Schlafplatz zur Verfügung zu stellen. Im Winter werden Decken gesammelt, um Hundemäntel zu nähen für die mit wenig Fell, die Alten und die Kranken… „Warum mühst du dich ab?“ heißt es in der Geschichte vom kleinen Seestern, als der Junge sich beeilte, einen nach dem anderen Seestern in die rettenden Fluten zu bringen… „Es hat doch keinen Zweck, es sind zu Viele, du kannst nicht alle retten, was macht das also für einen Unterschied!“ … „Für diesen hier…“ der Junge schaute auf den Seestern in seiner Hand „macht es einen Unterschied!“

Und wenn wir nur eine einzige Seele retten, die geschunden, gequält und weggeworfen wurde, dann ist es das wert… Egal, wo… ob hier oder im Ausland… denn Tierschutz ist grenzenlos!

© Sylvia Raßloff

 

 

Solange es TIERE gibt

auf dieser Welt…

weiß ich, dass ich nicht verloren bin.

Denn nur sie wissen,

was TREUE und Ehrlichkeit ist.

Sie geben uns jeden Tag die Kraft,

all das zu vergessen,

was der Mensch zuvor angerichtet hat.

Es gibt sie wirklich…

die ENGEL auf 4 Pfoten…

und alles, was sie dafür verlangen,

ist eine Hand, die ihnen jeden Tag zeigt,

wie WERTVOLL sie sind.

 

© Sylvia Raßloff

Eine Flut von schrecklichen Bildern und Hilferufen aus allen Teilen der Welt landen täglich via Facebook in unseren Wohnzimmern, prallen auf unsere Augen, hinter denen sich Tränen mit Macht ihren Weg bahnen wollen… schnell wegklicken, teilen, immer in der Hoffnung, dass am Ende des „Teilens“ jemand ist, der hilft… Doch, auch wenn wir schon längst wieder zum Alltag übergegangen sind, wirken die Bilder in unserem Inneren weiter, jede Stunde, jeden Tag. Mit jedem Bild, jeder Meldung, beeinflussen sie uns, besetzen unsere Psyche, blockieren unsere Lebenskraft… und bewirken schlimmstenfalls – aber als dringend notwendigen Selbstschutz – eine Desensibilisierung.

Überall Leid, überall wird Hilfe gebraucht… Wir können nicht allen helfen! Wo sollen wir anfangen? Wo ist die Not am größten? Alle brauchen Unterstützung und weil unsere Möglichkeiten begrenzt sind, erstarren wir im Nichtstun, in einer Hoffnungslosigkeit… die uns krank macht! … Der einzige Ausweg aus dieser Starre ist, ETWAS zu tun, etwas Kleines nur, so, wie es in meinen persönlichen Möglichkeiten steht. Es ist wichtig, nicht das große Elend als unbezwingbaren Berg vor uns zu sehen, sondern uns das Projekt unseres Herzens zu suchen… „Mein persönliches Herzensprojekt“, das ich unterstütze… meinen Patenhund, meine Futterspende, meine Deckenspendenaktion für den Winter, meinen Gassi-Hund im Tierheim um die Ecke… Es gibt so viele Möglichkeiten!

Es geht nicht immer darum, ein Tier zu adoptieren und nicht jeder hat die Möglichkeit dazu… Es geht darum, die Situation der Tiere vor Ort zu verbessern, ein klein wenig zu helfen… Irgendetwas zu tun… für die, die es so dringend brauchen! Die Tierschützer sind so dankbar für jede noch so kleine Hilfe, aber auch die seelische und moralische Unterstützung ist so wichtig. Das alles ist besser als Nichtstun. Es hilft nicht nur den Tieren… Es trägt dazu bei, unsere Seelen wieder zu heilen,… weil wir endlich etwas tun können und unseren Beitrag leisten, etwas zu verändern, denn… wenn viele Menschen etwas Kleines tun, können wir Großes bewirken!

© Sylvia Raßloff

Vielleicht sollten wir viel öfter einfach das tun, was uns glücklich macht, und nicht das, was andere von uns erwarten. Vielleicht sollten wir wieder den Mut haben, so zu sein, wie wir sind und niemandem, uns selbst eingeschlossen, etwas vorzumachen… Vielleicht sollten wir uns wieder an unser Inneres Kind erinnern, wieder frech und wild und wunderbar sein… wieder staunen, lachen und uns richtig freuen können … wieder verzaubert sein, über einen winzigen Augenblick … die Wunder der Natur und die Schönheit aller fühlenden Wesen sehen. Vielleicht sollten wir nicht mehr so Vieles einfach hinnehmen und uns gegen Ungerechtigkeit auflehnen … Mehr Gefühle zulassen, um uns einfach wieder spüren zu können und uns berühren zu lassen … Vielleicht sollten wir öfter ein bisschen mehr geben, statt zu nehmen … öfter etwas netter sein, als unbedingt notwendig … Und vielleicht sollten wir uns vornehmen, einfach niemals aufzugeben, wenn es um unsere Ziele und Wünsche geht, denn solange wir noch Träume haben… spüren wir, dass wir leben!

© Sylvia Raßloff

Der Hundetraum… (und Traum aller Tiere, die irgendwo auf ein Zuhause warten…)

Es gibt einen besonderen Traum, den alle Tierheim-Hunde träumen… Auf Betonböden, in Hütten, in dunklen Verschlägen, eingepfercht in Gitterboxen… träumen sie Nacht für Nacht den gleichen Traum…

Egal, in welcher Sprache und wo auf dieser Welt… Es ist der schönste Traum, den diese Hunde haben… der Traum von einem Zuhause. Der Traum von einer Familie. Dieser Traum verbreitet sich seit Hundegedenken von Heim zu Heim, von Hund zu Hund, sogar draußen auf der Straße wird er weitergegeben…

Er wird den Neuankömmlingen erzählt, die in der Nacht noch weinen. Und mit jedem Hund, der ihn weitererzählt wird er schöner und bunter. Jeder träumt noch etwas hinzu. Alles ist warm und weich in diesem Traum. Und es gibt immer genug zu essen. Und die Menschen haben Hände – so zart…

„So etwas gibt es doch nicht!?“, sagen die, die noch nie ein Zuhause hatten… „Doch!“ sagen alle einstimmig und etwas zu laut… Die, die schon Schlimmes erlebt haben, schweigen. Sie wollen diesen Traum nicht zerstören…

Besonders für die Kleinsten, die mit großen Augen zuhören und die ihn wieder und wieder hören wollen, bevor sie einschlafen. Und für die, denen der Tod bevorsteht und für die anderen, die schon so viele Jahre warten und deren Augen müde geworden sind…

Gerade für sie ist es so wichtig, aber auch für alle anderen, dass dieser herrliche Traum niemals ausgeträumt ist, dass dieser kleine Hoffnungsschimmer für immer bleibt und jede Nacht wieder in ihren Herzen glimmt …

dass es irgendwo auf der Welt genau den Menschen gibt, der auf jeden von ihnen wartet.

© Sylvia Raßloff