„Hannibal“
‚Na mo chridhe daonnan…soraidh slàn beannachd, mo charaid…“
Danke Susanne für deine Rückmeldung zu meinem Gespräch mit Hannibal… https://www.tiere-verstehen.com/hannibal-hinter-den-toren-von-walhalla-wo-die-tapferen-in-alle-ewigkeit-leben/
„Ich lese es immer wieder, und immer treten neue Teile in den Vordergrund – irgendwie sind die Bilder so, als wär ich mit dir dort gewesen… einfach toll…
Ich habe ihn gekauft, als er ungefähr 10 war… als unreitbaren Killer, der jeden zu Mus machte, der ihm vor die Hufe und Zähne kam. Man hatte ihn in einer dunklen Box gezäumt und gesattelt weggeschlossen, ich weiß nicht wie lange. Er hätte als Gewichtsträger in einer Reitschule dienen sollen, aber ich glaube, da wäre er lieber gestorben. Alternative zu mir war der Schlachter…
Sattel, Zaumzeug, am Strick führen ging alles nicht, Hannibal ging extrem nach vorn, aggressiv und kompromisslos. Aber er brachte mich zum Nach- und Umdenken… ein paar „Pferdeflüsterer“ hat er so nebenbei von der Koppel geprügelt, also wars das auch nicht. Ich habe über ein halbes Jahr aufs Reiten verzichtet, war aber jeden Abend an seinem Stall. Abgewartet, ob und was er von mir dulden würde. Eines Abends habe ich mich auf die Stalltüre gestützt, das war zuviel, er biss mich in den Unterarm… und ich blieb, wo ich war. Ich sah, dass er schon im Beißen in Erwartung eines Schlages das Auge zukniff… also sagte ich ihm, dass ich ihn nicht schlagen würde. Niemals. Das haben zu viele vor mir getan. Das war ein Wendepunkt. Ich bin ihm in unseren ganzen 15 gemeinsamen Jahren immer mit Respekt und Vorsicht begegnet, weil er keine Fehler oder Nachlässigkeiten im Umgang duldete… unsere kleinen Alltagsdeals waren ausnahmslos einzuhalten Er ließ sich nie von jemand Anderem putzen oder satteln, trug aber manchmal Reitanfänger wie ein Babysitter durch die Gegend, wenn man schätzte, was er da tat. Ich lernte verdammt schnell, ohne Sattel reiten, ohne Gebiss, er zeigte eine ebensolche Leidenschaft für Dressurlektionen, die mein Können oft überstiegen, wie für wilde Galoppstrecken im Gelände… er war völlig furchtlos und ich vertraute ihm blind. Er scheute niemals, vor nichts, stellte sich Allem. Bei einem Dorffest wollte man nicht dulden, dass ich durchreite, weil das Pferd ja vor dem Osterfeuer scheuen würde. Wir sind darübergesprungen… ich hab ihn darum gefragt, und er WOLLTE… man konnte mit ihm auf einem Hügel stehen und gemeinsam den Flug der Raubvögel beobachten. Ja, dieses Mal hatten wir ein geruhsames Leben… das hab ich einmal auf einem Ausritt zu ihm gesagt… und mir selber kopfschüttelnd zugehört…
Er wurde alt, aber nie eine Mähre. Ich wusste genau, wann es unser letzter gemeinsamer Ritt war, er hat ihn mir geschenkt. Hatte keine Ruhe gegeben, obwohl der Tag heiß gewesen war. Auf dem Weg durch das Birkenwäldchen brauste plötzlich ein warmer, kräftiger Wind auf, und er trug mich durch einen Regen unzähliger goldener Blätter, die durch die Luft tanzten. Das war sein Abschiedsgeschenk… eines Morgens lag er tot auf der Koppel. Keine Spuren eines Todeskampfes, als wäre er aus der Bewegung einfach zu Boden gestürzt… Ich bin viele Pferde geritten… aber er war so sehr mein Pferd, diese Freundschaft so einzigartig, er so besonders, dass nichts je wieder heranreichen wird.
Manchmal hat es mir den Atem genommen, was das Zusammensein mit ihm in mir bewirkte… und dieses Verstehen unserer Seelen. Mit kaum jemandem kann man das Teilen, und umso dankbarer bin ich, dass ich dich kennen darf, Sylvia! Ach ja – ich bin Hannibal immer ohne Sattel geritten. Mit einer braunen Decke…“
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‚In my heart always … goodbye goodbye, my friend …‘
Die Geschichte von Hannibal, Susanne und Dir, hat mich sehr berührt – ich bin eingetaucht in diese Welt… denn oft hatte ich schon das Gefühl aus dieser Zeit zu kommen… es war mir nicht fremd, sondern eher vertraut und hat mich in meinem Innersten sehr bewegt…